Hands-on-Training für die medizinische Fortbildung

Pfizer und 3spin Learning setzen im Stroke-Unit-Starterkurs erstmals Virtual Reality ein

VR-Raum

Die Abteilung “Medical Education Transfer”, kurz meet, bietet produktunabhängige Fortbildungen für Ärzt:innen an. Dabei hat sie sich in noch unerschlossenes Terrain gewagt: Für den “Stroke-Unit-Starterkurs” hat das meet-Team zusammen mit dem Startup 3spin Learning und Herrn Prof. Dr. Sobesky sowie Frau Prof. Dr. Pfeilschifter vom Universitätsklinikum Frankfurt ein Virtual-Reality-Training entwickelt.

VR-Pioniere für die medizinische Fortbildung

Augmented oder Virtual Reality wird bisher noch kaum für die Fortbildung von Healthcare Professionals eingesetzt. Es gibt zwar erste Versuche, aber das Ganze steckt noch in den Kinderschuhen – zu komplex, zu teuer, kurz: unpraktikabel. Gunter Lorenz, Medical Director Digital Science & Knowledge Management und Servet Yilmaz, Customer Education Manager sowie das meet-Team ließen sich davon nicht abschrecken, sondern sahen das große Potenzial, medizinische Prozesse in einem realistischen Rahmen zu trainieren. Sie haben sich zum Ziel gesetzt, medizinische Fortbildungen auf ein neues Level zu bringen. 

Ein Bereich, in dem eingespielte Prozesse über Leben und Tod entscheiden können, ist die Behandlung von Schlaganfallpatient:innen: Wenn bei einem Schlaganfall innerhalb von Minuten Millionen Neuronen, Milliarden Synapsen und Kilometer an Myelinfasern im Gehirn zerstört werden, zählt jede Minute: Laut einer Studie mit der Überschrift „One Minute – one Day“ schenkt jede Minute Zeitersparnis von der Einlieferung bis zu Beginn der medikamentösen Auflösung eines Blutgerinnsels im Durchschnitt 1,8 zusätzliche gesunde Lebenstage. Das heißt: Je besser die Beteiligten einer Notfallaufnahme aufeinander eingespielt sind, je routinierter Abläufe und je präziser die Kommunikation, umso besser für die Patient:innen. 
 

VR-Training

Learning by doing 

“Wir lernen heute oft theoretisch, was eigentlich praktisch geübt werden muss”, so Thomas Hoger, CEO von 3spin Learning. Das Virtual-Reality-Training ermöglicht den Mediziner:innen Prozesse unter realitätsnahen Bedingungen zu trainieren, statt die Theorie erst im Ernstfall anzuwenden. Bei dem VR-gestützten Training zur Behandlung von Schlaganfallpatient:innen tragen die Teilnehmenden VR-Brillen und befinden sich virtuell entweder im Schockraum einer Notaufnahme oder im CT-Untersuchungsraum. Über Controller in ihren Händen können sie Tätigkeiten ausüben und sehen dabei nicht nur die Hände ihres eigenen Avatars, sondern auch den Kopf und die Hände der anderen Teammitglieder. Zusammen werden die einzelnen Schritte beispielsweise bei der Notaufnahme unter quasi-realen Bedingungen durchgespielt und geübt – ärztliche Teams haben somit die Chance, diese Abläufe unter Testbedingungen zu optimieren.

 

Ein Blick in die VR-Umgebung des Stroke-Unit-Starterkurs:

Schnellere Behandlung durch simulationsbasiertes Training

Dass Training das Zusammenspiel tatsächlich optimieren kann, hat eine Studie an sieben deutschen Universitätskliniken gezeigt: Sie erbrachte signifikant kürzere Door-to-Groin-Zeiten bei Patient:innen, die von Teams mit Simulationserfahrung behandelt wurden im Vergleich zu Teams ohne solch eine Erfahrung. „Door-to-Groin“ ist die Zeit zwischen Einlieferung und dem Beginn einer Behandlung zur Entfernung eines Blutgerinnsels: Teams ohne Simulationserfahrung brauchen dafür im Schnitt 95 Minuten. Mit Simulationserfahrung sind es durchschnittlich 74 Minuten, ein Unterschied von 21 Minuten.

VR-Trainings für Mediziner:innen: Zu komplex? Zu teuer?

Eine der größten Hürden, VR und AR für medizinische Fortbildungen zu nutzen, war bisher immer der hohe Aufwand und die damit verbundenen Kosten für die Programmierung der virtuellen Lernumgebung und des Trainings, die IT-Integration und die Distribution. Hierfür hat das Startup 3spin Learning aus Darmstadt eine clevere Lösung entwickelt: Statt die komplexen Trainingsinhalte durch IT-ler:innen in Code zu übersetzen, hat 3spin Learning eine cloudbasierte No-Code-Software entwickelt, die es den medizinischen Expert:innen ermöglicht, die Trainingsinhalte innerhalb eines grafischen User Interfaces selbst zu erstellen und zu editieren – das macht VR- und AR-Trainings einfach, erschwinglich und skalierbar.
“In unserer heutigen Creator Economy wollen mehr junge Menschen YouTuber werde als Astronaut”, so Thomas Hoger. “Durch die 3spin Learning-Lernplattform bieten wir Ärzt:innen eine userfreundliche Plattform, um medizinische Inhalte fachgerecht zu vermitteln. Die Programmierung der Lerninhalte wird von der Erstellung entkoppelt. Die Plattform ist zudem cloud-basiert. Eine Skalierung, auch über mehrere Standorte hinweg, ist daher unkompliziert möglich.”

3spin Learning beim VR-Business Club Event in Breisach

Beim VR Business Club zum Thema Virtual Reality, der im Februar in Breisach stattfand, bot der Pfizer Healthcare Hub dem Startup eine trinationale Bühne, auf der es einem ausgesuchten Fachpublikum seine Lern-Plattform präsentieren konnte. Sowohl innerhalb der Pfizer-Organisation als auch bei potenziellen Anwender:innen aus der Gesundheitsbranche war das Interesse hoch.

VR-Raum

 

Erstes VR-Projekt für Pfizer Deutschland in Kooperation mit 3spin Learning

Im Mai 2023 fand das erste Virtual-Reality Training beim “Stroke-Unit-Starterkurs” statt: Rund 80 Teilnehmende übten in ihrer Rolle als Neurolog:in, Radiolog:in, Pflegende:r, Patient:in oder in der Beobachter:innenfunktion alle Prozesse und Handgriffe – von der Notaufnahme über Anamnese und Bildgebung bis hin zum Beginn der Therapie. 
 

VR-Raum

Mit dem ersten VR-Projekt für Pfizer in Deutschland hat 3spin Learning jetzt die Basis geschaffen, mit der auch andere Prozesstrainings einfach erstellt werden können. Servet Yilmaz sieht in der VR-Technologie großes Potenzial für andere Therapiegebiete, zum Beispiel im Bereich Onkologie oder Vakzine: “Mit diesem Projekt haben wir gezeigt, dass VR-Trainings nicht nur praktikabel sind, sondern dass Ärzt:innen und Patient:innen enorm davon profitieren. Ich bin überzeugt, dass in Zukunft auch andere Abteilungen bei Pfizer dieses Potenzial nutzen können – und sollten.”

Auch für 3spin Learning war die Kooperation mit Pfizer ein Gewinn: „Die Zusammenarbeit mit Pfizer war für uns eine tolle Gelegenheit, die Funktionalitäten im Bereich Interaktion und Zusammenarbeit in unserer VR-Plattform weiterzuentwickeln. Ab jetzt können Ärztinnen und Ärzte gemeinsam in einem Training miteinander agieren und Aufgaben kollaborativ lösen. Außerdem haben wir unseren Mulitplayer-Modus um konfigurierbare Avatare erweitert, was die Kommunikation massiv erleichtert und den Teilnehmenden hilft, sich in eine Rolle hineinzuversetzen“, so Annica Stähly, Managerin bei 3spin Learning.

 

Quellen:
Bohmann FO et al. Simulation-Based Training of the Rapid Evaluation and Management of Acute Stroke (STREAM) – A Prospective Single-Arm Multicenter Trial. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/31572288/
Meretoja A et al. Stroke thrombolysis: save a minute, save a day. https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/24627114/

Ihr wollt mit uns zusammenarbeiten?

Gemeinsam machen wir eure Lösungen marktfähig und optimieren die Patientenversorgung weltweit! 

Schreibt uns
Group 3