MiniSymposium „Quantentechnologie in der Medizin“: Strategische Kooperationen treiben die Zukunft der Medizin
Im Rahmen eines Mini-Symposiums zum Thema „Quantentechnologie in der Medizin“, das vom Universitätsklinikum Freiburg und Pfizer Deutschland veranstaltet wurde, kamen letzte Woche Akteur:innen aus Wissenschaft und Industrie und Innovationsökosystem zusammen. Das Symposium verdeutlichte eindrucksvoll, dass die erfolgreiche Implementierung von Quantentechnologien für medizinische Fragestellungen interdisziplinäre Kooperationen zwischen Forschung, Industrie und klinischer Praxis erfordert.
Neuer Meilenstein der Zusammenarbeit: Universitätsklinikum Freiburg und Pfizer veranstalten gemeinsam Symposium zur Quantentechnologie in der Medizin
KI und Quantencomputing sind strategische Schlüsseltechnologien und haben das Potenzial, Präzisionsmedizin, Prävention und pharmazeutische Wertschöpfung grundlegend zu transformieren. Ziel des MiniSymposiums war es, ein gemeinsames Verständnis für die Anwendung von Quantentechnologie in der Medizin zu entwickeln und konkrete Anknüpfungspunkte für Forschung und klinische Praxis zu identifizieren.
Quanten-Technologie und KI als Schlüsseltechnologien für die nächste Innovationswelle in der Medizin
Nach einer Begrüßung durch die Organisatoren Jochen Burkhardt, Leiter Stabsstelle Strategie und Entwicklung am Universitätsklinikum Freiburg (UKF), Hiroyo Iida-Falk, Projektmanagerin Innovation am UKF sowie Peter Neske, Innovation Lead und Leiter des Pfizer Healthcare Hub Freiburg eröffneten Prof. Dr. Dr. h.c. Frederik Wenz, leitender Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des Universitätsklinikums Freiburg und Dr. med. Christian Lenz, medizinischer Direktor und Mitglied der Geschäftsführung von Pfizer Deutschland mit ihren jeweiligen Keynotes das Symposium.
Prof. Wenz betonte die Aufgabe der Forschung, Innovationen schneller in die klinische Praxis zu bringen. Das UKF setzt dabei auf interdisziplinäre Zusammenarbeit, internationale Vernetzung und die Integration von Industriepartnern. Prävention sei zentral für die Stabilisierung des Gesundheitssystems, Zukunftstechnologien wie KI und Quantencomputing gelten als Treiber für Fortschritte in Diagnostik, Wirkstoffentwicklung und Bildgebung.
Dr. Lenz hob die Bedeutung von Quantencomputing für die pharmazeutische Forschung hervor. In Kombination mit KI könnte die Entwicklung neuer Medikamente von zehn Jahren auf wenige Jahre verkürzt werden. Trotz großer Potenziale bleiben Herausforderungen wie Skalierbarkeit und Kosten bestehen.
Runde 1: Erkenntnisse aus der Grundlagenforschung

Quantencomputing ist für die Zukunft der Medizin ein Game Changer, aktuell gibt es aber noch Grenzen.
Die Quantentechnologie bietet enorme Chancen für die Verarbeitung hochdimensionaler Daten, die Erstellung digitaler Zwillinge und die Entwicklung personalisierter Therapien. Aktuell stehen jedoch technische Hürden wie fehlerkorrigierte Qubits und Hardware-Engpässe im Vordergrund, sodass realistische Anwendungen erst ab 2030 erwartet werden.
Um die Technologie ideal zu nutzen, braucht es Synergien zwischen KI, Quantencomputing und Partnerschaften.
Pfizer und andere Akteure setzen auf KI, digitale Zwillinge und Cloud-Lösungen, um komplexe Molekülinteraktionen schneller zu berechnen. Start-ups treiben die Algorithmus-Entwicklung voran, während große Unternehmen durch Kooperationen und Supercomputing die Lücke bis zur breiten Quantenanwendung schließen.
Runde 2: Erkenntnisse aus dem Bereich Quantencomputing in der Anwendung

Quantencomputing und digitale Technologien sind Treiber für personalisierte Prävention und Datenintegration.
Zukünftig ermöglichen Quantencomputing, KI und interoperable Plattformen wie OPTIMA die Analyse riesiger medizinischer Datenräume und die Entwicklung präziser Präventionsstrategien. Voraussetzung sind strukturierte Daten sowie klare ethische und technische Standards.
Innovation braucht Kulturwandel und Regulierung.
Offenheit, Fehlerakzeptanz und globale Regeln für den Einsatz von KI und Quantencomputing sind entscheidend, um Chancen wie digitale Zwillinge und Smart-Health-Projekte zu nutzen und Risiken wie Datenschutzverletzungen oder Autonomieverlust zu minimieren.
Runde 3: Erkenntnisse für Anwendungen in Diagnostik und pharmazeutischer Produktion
Bei Pfizer sind erste Projekte mit Quantencomputing vielversprechend.
Pfizer nutzt KI und quantenbasierte Methoden vielseitig. Ein Pilotprojekt zur Optimierung der Produktionsplanung im Freiburger Werk zeigt die praktische Anwendbarkeit. Zukünftig sollen diese Technologien auch zur Früherkennung onkologischer Erkrankungen beitragen – im Einklang mit nationalen und europäischen Hightech-Strategien.
Quantensnsorik eröffnet neue Standards in der Onkologie.
Gemeinsam mit dem UKF entwickelt Pfizer quantentechnologische Verfahren für die hochsensitive Antigenmessung. Die Kombination von NV-Diamant-Sensorik, magnetisch markierten Antikörpern und KI-gestützter Datenoptimierung soll personalisierte Therapieentscheidungen revolutionieren. Erste Ergebnisse bestätigen das Potenzial für Companion-Diagnostik und Liquid Biopsy.
Zusammenfassung uns Ausblick: „Etwas zu riskieren könnte Deutschlands größte Ressource werden.“
Im Wrap-up betonte Prof. Wenz die Bedeutung interdisziplinärer Zusammenarbeit zwischen Klinik, Forschung und Industrie, um komplexe Themen wie KI und Sensorik erfolgreich zu adressieren. Die Uniklinik bringe Fragestellungen, Biomaterial und Daten ein. Neben Studiendaten sollen auch Real-World- und Präventionsdaten genutzt werden. Ab 2026 ermöglichen neue rechtliche Rahmenbedingungen eine erweiterte Nutzung von Patientendaten – ein großer Erfolg, der verantwortungsvolles Handeln erfordere, so Prof. Wenz. Dr. Lenz unterstrich die Relevanz klinischer Daten für Pfizer und schlug eine Fortsetzung des Formats vor. Die Organisator:innen hoben abschließend die Stärke des regionalen Innovations-Ökosystems von Mannheim/Heidelberg über Karlsruhe und Strasbourg bis Basel hervor – inklusive zahlreicher gelebter Kooperationen, etwa über die Innovationsplattform.
„Etwas zu riskieren könnte Deutschlands wichtigste Ressource werden“, so zitierte Peter Neske aus dem Handelsblatt und forderte die Teilnehmenden dazu auf, die entstandene Dynamik für zukünftige gemeinsame Projekte zu nutzen.
Dieses Symposium soll ein Startpunkt für weitere Formate sein, die den Einsatz von Quantentechnologie für Diagnostik und Therapie vorantreiben, so die Organisator:innen.

Wetten, dass ich es schaffe? Das Potenzial von Games zur Gesundheitsprävention
Wie gamifizierbar sind digitale Gesundheitslösungen? Darüber sprachen Peter Neske und Kyra E. Lukas unter der Moderation von Christoph Brosius im Rahmen der GiG xTalks. Fazit: Für die Gesundheitsprävention und -förderung bieten gamifizierte Ansätze starke Impulse und Perspektiven.
Über die GiG xTalks:
Wie können digitale Gesundheitslösungen mit spielerischen Ansätzen gestaltet werden? Die GiG xTalks werden durch die MFG | Medien- und Filmgesellschaft Baden-Württemberg veranstaltet und sind eine Veranstaltungsreihe der Initiative GiG – Games & Gamification im Gesundheitswesen. Betrachtet werden sowohl Lösungen in der frühen Ideation-Stage, aber auch Projekte, die bereits gamifizierte Lösungen im Gesundheitsmarkt platziert haben.
Wie kann der Drang zum Fortschritt und dem Erreichen von Zielen in der Gesundheitsprävention eingesetzt werden?
Kyra E. Lukas und Peter Neske sprachen anhand von konkreten Anwendungsbeispielen darüber, wie Games und gamifizierte Anwendungen Motivation erzeugen können und wie die Umsetzung und Anwendung aus der gesundheitswirtschaftlichen Blickrichtung zu bewerten ist.
Folgende Use Cases wurden skizziert:
- Das Bonussystem der BARMER wird zur Steigerung der Kundenbindung eingesetzt.
- Biocircuit ist ein KI-gesteuertes Zirkeltraining, das digitale Auszeichnungen zur Visualisierung von Fortschritten und zur Steigerung der Motivation einsetzt.
- Die Health App HUMANOO fördert den Ehrgeiz der Nutzer mit einer Bestenliste und finanziellen Incentives
- Die Game Developer Six to Start motivieren die jüngere Zielgruppe mit Smartphone Games zum Workout.
Kyra E. Lukas ist Mitgründerin von Trapped Predator, einem Indie-Game Studio und Medien-Startup aus Ludwigsburg. Sie sprach über das weitgehend ungenutzte Potenzial von spielerischen Ansätzen als Motivationsfaktor und wie diese für Präventionsanwendungen genutzt werden können.
Peter Neske, Innovation Lead des Pfizer Healthcare Hubs Freiburg, brachte die Perspektive der Gesundheitswirtschaft ein. Er zeigte, wo Pfizer diese Ansätze bereits nutzt: beispielsweise bei patientenindividuellen Programmen in der Therapiebegleitung oder der Rauchentwöhnung per App.
Mehr dazu hier: Pfizer und Alex Therapeutics arbeiten gemeinsam an einer Rauchentwöhnungs-App für den deutschen Markt | Pfizer Healthcare Hub
Fazit: Games verfügen über erhebliches Potenzial im Bereich der Gesundheitsprävention
An gamifizierte Ansätze werden in regulierten Umfeldern wie dem Gesundheitswesen hohe Anforderungen in Bezug auf Benutzertauglichkeit, Datensicherheit und Datenschutz gestellt. Die Veranstaltungen gab einen inspirierenden Einblick in die vielseitigen Potenziale von Games für die Gesundheitsprävention und hat gezeigt, dass Baden-Württemberg hierfür mit zahlreichen Initiativen und Netzwerken wie der MFG, BIOPRO Baden-Württemberg GmbH und LinkHealth@BW gut aufgestellt ist.
Digitale Lösungen für Patient:innen mit krebsbedingter Fatigue gesucht
Um Patient:innen mit krebsbedingter Fatigue besser zu unterstützen, scoutet der Pfizer Healthcare Hub Anbieter:innen von innovativen, kreativen und bereits erprobten digitalen Lösungen zur Steigerung der Awareness, zur Verbesserung von Diagnose und Therapiebegleitung krebsbedingter Fatigue.
Fatigue wird oft erst spät erkannt oder nicht ernst genommen, viele Patient:innen fühlen sich damit allein gelassen. Digitale Lösungen können hier Abhilfe schaffen – sie informieren, begleiten und entlasten. Ziel von Pfizer ist es, Patient:innen mit krebsbedingter Fatigue durch eine verbesserte Versorgung zu unterstützen und die Lebensqualität der Betroffenen zu steigern.
Digitale Lösungen für krebsbedingte Fatigue gesucht
Pfizer sucht Lösungen entlang der gesamten patient journey – von der ersten Wahrnehmung von Symptomen über die Diagnose bis hin zur therapeutischen Begleitung:
- Awareness: Krebsbedingte Fatigue ist bei HCPs, Patient:innen und Angehörigen nur wenig bekannt. Mithilfe digitaler Ansätze soll das Bewusstsein für krebsbedingte Fatigue bei Patient:innen, Angehörigen und in Fachkreisen gestärkt werden.
- Diagnostik: Durch KI-gestützte Diagnostiktools, die Erfassung relevanter Parameter und die Einleitung einer ärztlichen Diagnostik kann Fatigue frühzeitig erkannt werden.
- Therapiebegleitung: Mit Anwendungen, die Patient:innen im Alltag unterstützen, Symptome lindern und die Lebensqualität verbessern, kann die Therapie begleitet werden. Mögliche Angebote sind beispielsweise eine spezialisierte Verhaltenstherapie oder die digitale Kommunikation mit Fachpersonal.
Anforderungen an die Anbieter:innen
Gesucht werden nationale und internationale Unternehmen oder Startups
- mit einem Fokus auf digitale Gesundheitslösungen, beispielsweise Apps, Plattformen oder KI-Tools.
- die die Anforderungen der EU-Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) bzw. der General Data Protection Regulation (GDPR) erfüllen.
- deren Lösungen bereits etabliert sind, in Pilotprojekten realisiert werden, kurz vor Markteintritt stehen oder sich mindestens in der späten Seed-Phase befinden.
- mit einer Bereitschaft zur Zusammenarbeit mit Pharmaunternehmen.
Ihr habt eine digitale Lösung für krebsbedingte Fatigue entwickelt?
… dann schreibt uns: [email protected]! Wir freuen uns auf kreative, innovative und bereits erprobte Ideen, die einen echten Unterschied machen. Das Scouting läuft noch bis zum 15. August 2025.
Pfizer berichtet über das Quantenprojekt bei „Quantum meets ...“
Im Rahmen der Event-Reihe „Quantum meets …“ der bitcom sprachen Peter Neske, Innovation Lead des Pfizer Healthcare Hub Freiburg, und Dierk Bartel, CDO bei Pfizer, über das den Einsatz der Quantum-Annealing-Technologie im Pfizer Produktionswerk Freiburg. Unter dem Titel "Innovationsgeist, Mut und starke Netzwerke: Ein mögliches Erfolgskonzept im Bereich Quantentechnologien für die Industrie" skizzierten sie, wie Quanten-Annealing zur Optimierung der Produktionsplanung eingesetzt wird –und zeigten, inwiefern das Projekt ein mögliches Erfolgskonzept im Bereich Quantentechnologien für die Industrie darstellt.
Quantum meets health and pharma
Die Event-Reihe "Quantum meets..." der bitcom stellt die die Anwendungsmöglichkeiten von Quantencomputing in verschiedenen Sektoren vor. Expert:innen aus Industrie, Wissenschaft und Politik diskutieren über die Potenziale und & Herausforderungen der Technologie. In der dritten Ausgabe der Reihe „Quantum meets ..." lag der Fokus der Veranstaltung auf dem Bereich Gesundheitswesen und pharmazeutischer Industrie.
Welche konkreten Potenziale bietet Quantencomputing für Diagnostik, Wirkstoffentwicklung und personalisierte Medizin? Wie lassen sich KI und Quantenalgorithmen sinnvoll kombinieren? Und vor allem: Welche Voraussetzungen müssen geschaffen werden, damit diese Technologien sicher, skalierbar und interoperabel in der Gesundheitsversorgung eingesetzt werden können?
"Innovationsgeist, Mut & starke Netzwerke: Ein mögliches Erfolgskonzept im Bereich Quantentechnologien für die Industrie"
Peter Neske und Dierk Bartel zeigten in ihrem Impuls, dass Quantentechnologie bereits heute messbare und beeindruckende Ergebnisse liefert. Im Pfizer Produktionswerk wurde die Quantum-Annealing-Technologie erstmals eingesetzt: In einem Projekt zur Optimierung der Produktionsplanung wurde Quantum Annealing mit klassischen Optimierungsmethoden verglichen. Das Ergebnis bestätigte die Erwartungen: Die Ausgangssituation konnte mit beiden Methoden optimiert werden, wobei mit der quantenoptimierte Methode die besten Ergebnisse erzielt wurden. Der Algorithmus lieferte nach einer vergleichsweise kurzen Berechnungszeit einen optimierten Produktionsplan, bei dem der Produktionszyklus signifikant reduziert werden konnte.
Mehr dazu hier: Quanten-Annealing in einem Proof of Technology: Pfizer Freiburg testet im Bereich Produktionsplanung
Drei Learnings der Session:
• Mutig sein: Die Umsetzung von Innovationsprojekten erfordert Mut und Resilienz.
• In Kooperationen denken: Ein starkes internes und externes Ökosystem bietet eine große Unterstützung.
• Eigene Erfahrungen machen: Losgehen, Erfahrungen machen, lernen und optimieren.
Weitere Impulse an diesem Abend kamen von Jan Pilhar und Dr. Jan-Rainer Lahmann von IBM sowie von Anton Simen und Narendra Hegade von Kipu Quantum. Eine gelungene Veranstaltung mit spannenden Einblicken in aktuelle Forschungsansätze und Pilotprojekte und Raum für kritische Fragen.